Zum Video | English version | Da „Das Geheimnis von SchlossLütetsburg“ seit mehreren Monaten weltweit geschaut wird, habe ich
mich an eine Übersetzung der Geschichte gemacht. Damit jeder
versteht, was bisher bei diesem Abenteuer passiert ist ….
In der Vorburg des Lütetsburger
Schlosses, der gräflichen Familie Knyphausen, wird nach Generationen
ein Geheimnis gelüftet. Ein Zugang auf Niveau des Wassers im
Burggraben, wurde in unbekannter Vergangenheit zugemauert und nie
wieder geöffnet. Seit seiner Kindheit fragt sich Tido Graf zu Inn
und Knyphausen, was sich hinter diesen Mauern verbirgt - und nun lud
er mich ein, mit ihm diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen und den
Eingang freizulegen …
Wie man auf einer alten Zeichnung im
Eingang des Tores des Lütetsburger Schlosses erkennen kann, ist die
legendäre zugemauerte Türe in der Vorburg seit über 250 Jahren
verschlossen. Die dahinter befindlichen Räumlichkeiten stammen also
aus frühester Zeit des Schlosses, das von 1557 bis 1576 erbaut
wurde. Damals befand sich der offizielle Eingang der Hofanlage
unmittelbar rechts oberhalb der zugemauerten Türe, welche sich knapp
über dem Wasserspiegel des Burggrabens befindet.
Im ersten Teil bohrten wir zunächst
ein Loch in die Mauer, um mit dem Endoskop einen Blick hinter das
Gestein zu werfen. Was zum Vorschein kam, war Erde. Also fingen wir
an die Ziegel zu entfernen, um zu schauen, ob der komplette Keller
mit Erde verfüllt wurde.
Zunächst ist zu sagen, dass wir keine
Aufzeichnungen von der Vorburg aus Zeiten des offenen Eingangs haben.
Das Archiv des Schlosses ist groß, aber es weist wie jedes andere
Lücken auf.
Auch zahlreiche Umbaumaßnahmen und
Brände über die Jahrhunderte hinweg erschweren den Rückblick.
Nun war gewiss das die Räumlichkeiten
bis unter die Decke mit Erdreich gefüllt waren. Aber nicht nur Erde
kam zum Vorschein. Gleich am ersten Tag fanden wir zahlreiche
Artefakte der Vergangenheit. Bauschutt und Müll aus vergangener Zeit
- eine Fundgrube für die Archäologie. Graf Knyphausen beschloss:
„Wir graben so weit wir können!“ Also öffneten wir den Eingang
weiter und gruben uns voran. Die Spannung stieg mit jedem Fundstück
– ja sogar große bauliche Sandsteinelemente kamen zu Vorschein.
Die Grabung am Burggraben jedoch weiter über ein Boot fortzusetzen,
konnte keine nachhaltige Lösung sein.
Mittlerweile sah ich mir die Mauer
genau an. Hier wurden durch die Witterung verschiedene Materialien
durch die Ziegel ausgespült. Ziegelsteine waschen mit der Zeit Kalk
aus und werden außen weiß. Was mir allerdings auffiel, war, dass an
markanten Stellen dunkle Erde durch den Stein sickerte und damit
außen auf der Mauer bauliche Begebenheiten aus dem Innern zutage
förderte. Die Wand der Vorburg zeigte auf den Ziegeln ihr Innerstes.
Dies ließ sich anhand weiterer Informationen über die Bauabschnitte
und noch existierender Mauern recht genau erahnen. Aber wird es sich
auch belegen lassen? Jedenfalls schienen die Räume hinter dem
Eingang riesig zu sein!
Nun wurde es Zeit Profis ins Boot zu
holen. Mithilfe der hiesigen Archäologie sollte das Projekt
möglichst professionell voranschreiten. All das brauchte allerdings
Zeit zur Organisation. Das Wetter, die Terminkalender, Mitwirkende –
nichts geht schnell bei so einem Unterfangen. Die Grabung wurde zur
Geduldsprobe und sollte es auch bleiben.
Mittlerweile gingen wir auch an ein
weiteres Geheimnis. Im Schlosspark unter dem Manningaberg gibt es
einen seit den 50ger Jahren verschütteten Bunker. Würden wir den
Eingang finden? Mit genauen Angaben von Zeitzeugen, Spaten, einem
Metalldetektor und Sondierstäben machten wir uns ans Werk –
allerdings ohne großen Erfolg, denn der Eingang liegt wohl tief
unter der Erde. Wir brauchten ein Bodenradar, um das wir uns bis dato
noch bemühen.
Dann stand der Winter ins Haus und
stoppte die Grabungen an der Vorburg. Wir konnten das Boot nicht mehr
nutzen und auch die Schwimmelemente, mit denen wir eine schwimmende
Brücke bauen wollten, waren eingefroren. Es hieß wieder warten.
Monate vergingen, bis endlich eine
stabile Brücke über den Burggraben führte und die Archäologie
Zeit für unser Projekt fand. Nun, so dachten wir, steht der Grabung
nichts mehr im Weg. Doch weit gefehlt.
Nach einer sehr erfolgreichen Grabung
mit vielen teils sehr wertvollen Funden legten wir einen Großteil
der Decke über dem Keller frei und mussten feststellen, was wir
zuvor schon befürchteten: Die erste Etage der Vorburg scheint auf
dem Erdreich im Keller zu ruhen. Ohne Statiker, der sich die Sache
genau ansieht und uns Gewissheit verschafft, ging nichts mehr. Wir
konnten nicht weiter graben, ohne Gefahr zu laufen, dass uns die
darüber befindliche Etage auf den Kopf fällt.
Dies sind die letzten Informationen,
während wir im Oktober 2018 noch darauf warten, was der Statiker zur
Situation vor Ort sagt. Wir hoffen es geht bald weiter und wir
hoffen, das es einen Weg gibt - ins unerschlossene Gewölbe der
Lütetsburger Vorburg - möglicherweise so groß, dass der
spätmittelalterliche Keller den gesamten Flügel einnimmt. Was wird
uns erwarten?
Im nächsten Schritt wollen wir in der
Etage über dem freigelegten Eingang eine Bohrung im Boden machen, um
die Bausubstanz von beiden Seiten zu untersuchen. Wir haben die
Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Grabung auch ohne Abstützung
weiter verlaufen kann.