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Norden steht noch heute das ehemalige Hotel zum Weinhaus - ein
blockförmiges dreigeschossiges Haus mit Nebenbau aus
der Zeit vor 1539. Unter dem historischen Bau, der lange Zeit in
Besitz der Kirche war, liegt im Verborgenen ein alter Weinkeller –
wohl weitestgehend im Zustand, wie er um 1500 erbaut wurde. Hier
scheint die Zeit stehen geblieben. In der Rückwand des Kellers
befinden sich zwei Kerzennischen, die einst Licht in das Dunkel
brachten, welches die damals hier gelagerten Weine umgab.
Durch verwinkelte Gänge
und mehrere Nischen betritt man auf flach verlegten Backsteinen, 2,9
Meter unter Straßenniveau, ein Gemäuer, dessen Wände und Gewölbe
sicherlich spannende Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählen
können. Man stellt sich vor, wie ein beleibter Wirt im späten
Mittelalter hier herunterkam, um ein Fässchen Wein für die
durstigen Kehlen der Gäste und Reisenden nach oben in den Schankraum
zu tragen. Kerzen brannten in den Wandnischen und warfen ihr
spärliches Licht auf Fässer und Vorräte, zwischen denen pelzige
Nager nach Beute Ausschau hielten.
Zwei originale
Kellerzugänge sind noch auszumachen. Sie sind zugemauert und alte
Backsteintreppen ragen nun ungenutzt in den Raum. Ein recht moderner
Holzverschlag zeugt aus einer Zeit, in der dieses verlassene Gewölbe
noch genutzt wurde. Man spricht von einem Herd, der an der Rechten
Mauer in die Wand übergeht, hinter einem Pfeiler, der später
vielleicht Grundmauer für den Schornstein wurde und der durch seine
rätselhaften Abstufungen an die Möglichkeit erinnert, hier
Holzbretter aufzulegen, um auf den so entstandenen Regalböden
Flaschen oder Ähnliches zu lagern.
Wann genau der Keller
erbaut wurde, ist nicht bekannt. Die älteste Erwähnung des
Weinhauses kam durch einen unglücklichen Unfall zustande: Ein Diener
des Grafen Enno nahm die Zügel eines Pferdes im Jahre 1539 zu kurz,
sodass das geführte Tier den Unglücklichen an die Wand des Hauses
drängte und ihm den Brustkorb zerdrückte.
Das seit Erwähnung in
Besitz der Kirche befindliche Haus wurde im Jahre 1586 erstmals von
Frans Wyntapper gepachtet und als Schank- und Gastwirtschaft
betrieben. Die darauf folgenden 260 Jahre kehrten hier die Gäste der
Stadt ein. 1951 Übernahm die Kreisverwaltung Norden das alte
Gasthaus. Noch heute findet sich ein übersehener Stapel
Standartformulare des Finanzamtes in einem der Kellerräume. Nach dem
Finanzamt bezog zuletzt im Jahr 1990 die Polizei den
geschichtsträchtigen Bau.