Sonntag, 9. April 2017

Der verborgene Römerturm

https://goo.gl/photos/CVp71fijQSx1e3zU8


Zur Fotogalerie | Zum Film | Nicht ohne Stolz durfte ich im Jahr 2013 als Erster eine kleine Sensation der Kölner Stadtgeschichte für die Öffentlichkeit dokumentieren: die Überreste, eines Bauwerks, dessen weiterer Teil, ungefähr einen Kilometer weiter entfernt, zu einem der Wahrzeichen der Stadt Köln wurde und zu den ältesten römischen Überresten der Metropole am Rhein zählt.

An der Nordseite des Kölner Doms, direkt unter den Bauten eines Fotofachgeschäfts, wo die Reisenden die Treppen der Domplatte vom Hauptbahnhof heraufkommen, liegt ein römischer Wehrturm aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. - verborgen im Dunkel unter dem Fundament des Kölner Doms. Durch Zufall erfuhr ich von dem Turm - auf der Suche nach den Überresten verschütteter Stadtmauerteile, die der Öffentlichkeit verborgen sind. „Und tatsächlich,“ so Dr. Alfred Schäfer vom Römisch Germanischen Museum, „wissen nur wenige Menschen von dieser Besonderheit im unterirdischen Dunkel unserer Stadt.“

Wie kommt der Wehrturm unter die äußeren Fundamente des Kölner Doms? Die Erklärung ist simpel: Der ursprüngliche Dom stand dicht an der Stadtmauer der Nordseite der Colonia Claudia Ara Agrippinensum (CCAA), wie die stolze Stadt am Rhein von den Römern benannt wurde. Als man die Grundmauern des alten Doms in ihrer Ausrichtung für den Bau des heutigen Doms nutzte, musste der alte Wehrturm den nun ausufernden neuen Fundamenten zum größten Teil weichen. Man trug den oberen Teil des Turmes ab und überbaute dessen untere Hälfte, die nun, 2000 Jahre später, über Magazin- und Kellerräume zu erreichen ist.



Was von dem alten Wehrbau übrig blieb, ist ein niedriges „Kuchenstück“ des Turmes, der ursprünglich (wie der berühmte Kölner Römerturm) einen Durchmesser von etwa 9 Metern hatte. Die damalige Höhe ragte circa 13 Meter auf. Die feldseitige Außenmauer des Rundturmes besaß eine Stärke von wehrhaften 2,50 Meter, die den Innenraum mit einem Durchmesser von 6,50 Meter umgab.
Die fast 4 km lange römische Stadtmauer nahm damals eine Fläche von ungefähr einem Quadratkilometer ein. Insgesamt sind 18 weitere Rundtürme überliefert. Hinzu kommen die Flankiertürme der Stadttore und die quadratischen Türme der Rheinfront.

Nur anhand der Ansicht des nordwestlichen Eckturms der ehemaligen römischen Stadtbefestigung, welcher an der Zeughausstraße größtenteils vollständig erhalten ist, lässt sich erahnen, wie der verborgene Römerturm einst aussah. Reiche Verzierungen, bestehend aus mosaikartig angeordneten Ornamenten, gearbeitet aus verschiedenfarbigen Natursteinen wie etwa Kalkstein, Sandstein, Grauwacke und Trachyt, bildeten einst die Außenhaut seiner Mauern. Leider ist bei dem verschütteten Turm nur noch ein Teil der Ornamentik zu bewundern – die Ziersteine sind zum größten Teil nicht mehr vorhanden. An ihrer Stelle zeigt sich nur noch der „römische Beton“, welcher bis zum heutigen Tage zu den langlebigsten Betonarten zählt.

Im Übrigen trugen die alten Wehrtürme ursprünglich gar keine Zinnenkränze, wie sie vom Römerturm an der Zeughausstraße 13 bekannt sind. Die Türme waren zur Zeit ihrer Erbauung viel höher – geschützt von einem flachen Runddach. Die Zinnen wurden um 1900 als stilfremde Zierde aufgesetzt, was den Römern vermutlich gar nicht gefallen hätte. Der Zugang zu den Türmen war weder innerhalb noch außerhalb der Stadtmauern ebenerdig möglich. Man vermutet, dass die Türme auf der Höhe der Wehrgänge durch eine Leiter bestiegen wurden.

www.dombau-koeln.de

Wie die Rundtürme sich zu ihrer Zeit in die römische Stadtmauer einfügten und das damalige Stadtbild umgaben, können Sie anhand einer 3D-Animation im Internet entdecken: www.colonia3d.de