Dienstag, 24. Juni 2014

„Zum letzten Mal jetzt Knast“ – die alte Zelle im Norder Polizeikommissariat

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Zur Fotogalerie | Einladend wirkt die alte Zelle im Polizeikommissariat am Markt 38 nicht – aber wenn man sie betritt und der Blick durch gitterloses Schutzglas auf die Ludgerikirche fällt, machen manch düstere Klischee-Vorstellungen einer gewissen Heiterkeit platz. Seit 1998 ist die alte Zelle der Norder Polizei nicht mehr im Dienst. Hier saßen die heimischen Langfinger, Trunkenbolde und andere zwielichte Gestalten 25 Jahre lang ein, bevor der Haftraum den aktuellen Sicherheitsbestimmungen nicht mehr genügte.

Ingo Brickwedde, Leiter des Kommissariats Norden, und Reinhard Simmuteit öffnen diesen verborgenen Ort und haben eine Menge zur Geschichte Ihrer Dienststelle, die am 17. Januar 1982 in das ehemalige Finanzamtsgebäude einzog, zu erzählen. Zunächst aber, als die schwere Zellentür entriegelt wird, eilen Kollegen aus den umliegenden Büros herbei, um auch einmal einen Blick in den sonst verschlossenen Raum zu werfen. Die Zelle ist durchgehend in Türkis gestrichen, zwei große helle Fenster lassen eine Menge Licht in den sterilen Raum. „Zuletzt genügte die Zelle nicht mehr den Sicherheitsbestimmungen,“ so PK-Leiter Ingo Brickwedde. „Auch war der Weg vom Markt 10 - der Polizeidienstelle, bis zum Markt 38 - dem Kommissariat, quer über den Marktplatz nicht von Vorteil.“
Die Beleuchtung des Haftraums ist hinter einem Sicherheitsglas in der Wand eingelassen, der Heizkörper gleichermaßen durch eine Platte geschützt in der Wand versenkt - zur Sicherheit, damit sich kein Insasse an Teilen zu schaffen machen, oder an Kanten verletzen konnte. Eine Klingel, die im Übrigen noch funktioniert und beim testhalber Betätigen für verwunderte Aufmerksamkeit am Ende des Klingeldrahtes sorgte, diente der Kommunikation im Notfall. Einziges unverrückbares Möbel hier im alten Norder Knast ist eine Holzkiste im Form eines Bettes. Sie bot den Häftlingen die Möglichkeit sich in dessen Holz für alle Zeiten zu verewigen und späte Erkenntnisse wie etwa: „Bankraub lohnt nicht“, für die Nachwelt zu hinterlassen. Aber nicht alle Spitzbuben waren einsichtig, wie der Spruch „Einbrüche lohnt sich“ belegt. Ob der Gesetzesbrecher, der „Zum letzten Mal jetzt Knast“ in das Holz ritzte, später vielleicht doch noch mal hier verweilte, wer kann das sagen?

Die Historie der Zelle

Bevor in diesem ausbruchssicheren Raum die Norder Gauner saßen, wurden hier die Finanzen der Stadt verwaltet. Vom Finanzamt zur Zelle - und das nach einer wirklich langen Zeit der Gastlichkeit - des ursprünglichen Hotel-Restaurants Weinhaus, welches seit dem Jahr 1539 über 260 Jahre beliebter Treffpunkt der Norder war und Auswärtige beherbergte. Kein Wunder, dass manch ein Trunkenbold hier viel später noch seinen Rausch ausschlief – in einer Zelle, die vor langer Zeit als Fremdenzimmer diente, während noch Pferdekutschen durch die Norder Straßen fuhren. Doch nun hat die Gastlichkeit vorerst ein Ende. Heute dienen vier moderne Zellen als Unterbringung der Straftäter in der Polizeidienststelle auf der anderen Seite des Marktes.